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Getreide- und Ölsaatenmärkte im Preishoch

Die „Bullenstimmung“ auf den globalen Getreide- und Ölsaatenmärkten hat in den letzten Wochen zu fast unglaublichen Preisanstiegen geführt. Am besten lässt sich dies beim Vergleich der aktuellen Kurse, mit denen zu Beginn der Corona-Pandemie verdeutlichen: Zwischen März 2020 und Anfang März 2021 legten die Notierungen für Weizen um rund 30 % zu, die für Mais stiegen um ca. 35 %, und bei Soja waren es 45 % und bei Raps rund 40 %.

Die Preise sind damit auf dem höchsten Niveau seit rund sieben Jahren – eine Entwicklung, die kaum jemand vorhergesehen hat und für viele angesichts der Corona-Pandemie überraschend kam. Für die Ackerbauern ist dies eine sehr erfreuliche Entwicklung, die wahrscheinlich auch noch die nächsten Monate anhalten wird – ein guter Zeitpunkt für Vorverkäufe von Teilen der neuen Ernte.

Was sind nun die wichtigsten Gründe für die Hausse der Preise?

An erster Stelle ist die Nachfrage Chinas nach Sojabohnen und Mais zu nennen. In China hat bekanntlich sehr viel früher als im Rest der Welt die konjunkturelle Erholung nach Abflauen der Corona-Pandemie eingesetzt. Hinzu kommt, dass die Afrikanische Schweinepest wohl weitgehend überwunden ist und die Schweinebestände wieder enorm wachsen. Beide Entwicklungen haben zu einem starken Anstieg der Einfuhren von Soja und Futtergetreide geführt. Beispiel Soja: in der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2020/21 (September bis Februar) hat China allein aus den USA fast 40 Mio. t Sojabohnen importiert, während es im Vorjahreszeitraum lediglich rund 12 Mio. t waren. Beispiel Mais: China wird 202/21 voraussichtlich die Rekordmenge von 24 Mio. t einführen, dreimal mehr als im Vorjahr und das zehnfache der Menge, die 2016/17 importiert wurde.

Vor allem wegen China, aber auch aufgrund stetig steigender Nachfrage beispielsweise aus Indien, führt der globale Verbrauchsanstieg bei Getreide und Ölsaaten 2020/21 zu einem kräftigen Abbau der weltweiten Lagerbestände. Bei Mais beispielsweise sollen sie auf das niedrigste Niveau der letzten sieben Jahre fallen, bei Soja sind es sechs Jahre. Und bei Palmöl hat das La Niña-Wetterphänomen zu deutlich niedrigeren Erträgen und stark steigenden Preisen geführt, die endlich auch einmal wieder zu kräftigen Preissteigerungen bei Raps geführt haben.

Neben den Fundamentalfaktoren Angebot und Nachfrage haben wie so oft spekulative und psychologische Gründe den Preisauftrieb begünstigt. So haben die Investmentfonds ihre Long-Positionen an der Warenterminbörse in Chicago stark ausgeweitet. Dabei spielt die Erwartung eine große Rolle, dass sich die enge Versorgungssituation bei Getreide und Ölsaaten auch im kommenden Wirtschaftsjahr 2021/22 fortsetzt. Allerdings fußt diese Erwartung noch auf kurzfristigen Entwicklungen, wie zum Beispiel die aufgrund von Regen immer wieder verzögerten Sojaernte in Brasilien. Befürchtet wird, dass dadurch sowohl Mengen- als Qualitätsverluste entstehen und das Angebot bis zum Anschluss an die neue Ernte in den USA sehr knapp bleiben wird.

Autor: Daniel Rittershaus